Individuelle und kontextuelle Bedingungen der Berufsfindung und des Eintritts in die berufliche Grundbildung (WiSel II)

 Laufzeit: Oktober 2015 - Mai 2019

Hintergrund

Jugendliche setzen sich im Verlauf der Sekundarstufe I zunehmend mit der wichtigen Entscheidung der anstehenden Berufswahl auseinander. Auch heute noch strukturiert die Wahl eines Berufes vor dem Eintritt in die Berufsausbildung die berufliche Entwicklung in hohem Maß vor, da in der Schweiz rund 50% der Berufstätigen langfristig im gleichen Berufsfeld verbleiben (Schellenberg, Schmaeh, Häfeli, Hättich, 2015). Inwieweit die Wahl eines Ausbildungsberufs tatsächlich passend ist, erweist sich allerdings in der Regel erst nach dem Übergang in eine berufliche Grundbildung. Studien zeigen, dass die Berufsfindung ein längerfristiger Prozess ist und nicht nur von den Jugendlichen selbst vollzogen wird, sondern in Wechselwirkung mit den Bezugspersonen und dem weiteren gesellschaftlichen Umfeld erfolgt. So hängen auch proximale Kontextfaktoren wie die Erwartungen, Rückmeldungen, Vorbilder, Beziehungen zu Lehrpersonen und Eltern mit dem Verlauf und dem Ergebnis des Berufsfindungsprozesses zusammen. Diesen Zusammenhängen wird in der vom Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) geförderten Längsschnittstudie WiSel II nachgegangen.

Bei WiSel II handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW, Prof. Dr. Markus Neuenschwander), der Universität Konstanz (Prof. Dr. Stephan Schumann) und der Universität Bern (Prof. Dr. Andreas Hirschi).


Leitende Forschungsfragen / Ziele


In einem ersten Schritt wird die Frage untersucht, in welchem Ausmaß Personenmerkmale und kontextuelle Faktoren berufsfindungsbezogene Handlungen und deren Ergebnisse in der Sekundarstufe I beeinflussen sowie die Entscheidung für eine Ausbildung und einen Beruf in der Sekundarstufe II vorhersagen. Darüber hinaus bezieht sich eine weitere Fragestellung darauf, in welchem Ausmaß Merkmale berufsfindungsrelevanter Handlungen, Merkmale von Bezugspersonen in Schule und Familie und die betriebliche Einführungspraxis nach Eintritt in die duale Berufsausbildung die Bewährung von Ausbildungsentscheidungen am Ende des ersten Jahres der beruflichen Grundbildung beeinflussen.


Theoretische und praktische Relevanz

Das Projekt liefert erstmals für die Schweiz facettenreiche Längsschnittdaten über fünf Messzeitpunkte und fünf Jahre. Diese Forschungsanlage ermöglicht empirische Einsichten in die Prognose von Schulkarrieren aufgrund von Schüler/innen-, Lehrpersonen- und Elternaussagen am Ende der Primarschule. Wegen der hohen Bedeutung der Berufswahl für die berufliche Entwicklung ist zudem empirisches Wissen darüber erforderlich, wie Jugendliche ausgehend vom Ende der Primarschule (11/12-jährige Kinder) frühzeitig und angemessen auf diese Prozesse vorbereitet werden. Dieses Wissen kann über die Lehreraus- und -weiterbildung in den schulischen Unterricht einfließen. Es kann aber auch die Lehrplanentwicklung, die Entwicklung von Lehrmitteln und die Steuerung der Bildungsplanung beeinflussen. Wichtig ist das Wissen zudem für die Weiterentwicklung der Berufs- und Laufbahnberatung. Zusätzlich werden Erkenntnisse zur Transition in die berufliche Grundbildung und zur Einführung von Berufslernenden in den Betrieb geliefert. Diese Ergebnisse können Betrieben und Berufsverbänden vorgelegt werden und somit auch zur Prävention von Lehrvertragsauflösungen beitragen.


Methode


Zur Beantwortung der Fragestellungen wird ein längsschnittliches Design konzipiert und die bereits durchgeführte und in ihrer ersten Phase vom SNF finanzierte Längsschnittstudie "Wirkungen der Selektion (WiSel)" weitergeführt.
Um die Forschungsfragen beantworten zu können, werden Schweizer Lernende mittels eines Fragebogens zunächst am Ende der Sekundarstufe I (Ende der 9. Klasse) und anschließend ein weiteres Mal nach einem Jahr, also am Ende des ersten Lehrjahres befragt. Möglichst alle Jugendlichen, die bereits bei WiSel teilgenommen haben, sollen erneut befragt werden. Mit dem Vorhaben wird erstmals im Schweizer Bildungskontext längsschnittlich und ausgehend vom Ende der Primarstufe untersucht, wie Bildungs- und Berufsfindungsprozesse miteinander interagieren und wie sich die Ergebnisse dieser Prozesse nach dem Eintritt in die berufliche Grundbildung bewähren. Die Erhebungen finden anhand standardisierter Fragebögen statt.

Weitere Informationen finden Sie hier auf der Homepage der FHNW.

Projektförderung

Das Forschungsvorhaben wird durch Mittel des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gefördert.