Axel Börsch-Supan, Bild: Jan Roeder
Axel Börsch-Supan, Bild: Jan Roeder

Generationen­vertrag, Alterung und Digi­tali­sierung: Passt das noch zusammen?

Am 2. Dezember durfte der Fachbereich im Rahmen der Horst-Siebert Lecture, Wiwi in Aktion sowie Studium Generale Herrn Prof. Axel Börsch-Supan, Ph.D. (Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik) begrüßen.

Die Frage des Abends: „Generationenvertrag, Alterung und Digitalisierung: Passt das noch zusammen?“ Prof. Dr. Dr. h.c. Franke hieß den Redner mit derzeitigem Lehrstuhl „Economics of Aging“ am  Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik München willkommen und begrüßte auch das Interesse des Publikums „aus allen Generationen.“

Das bekannte Problem Deutschlands des zunehmenden Altenquotienten im Gegensatz zum eher abnehmenden Jugendquotienten sei keinesfalls ein Einzelfall, wie Herr Prof. Börsch-Supan zeigt. Die Niederlande und Österreich beispielweise wiesen ähnliche Verteilungen auf. Er weist auf den "Babyboom" sowie den "Pillenknick" hin, die beide dazu beigetragen hätten, dass es in den kommenden 20 Jahren einen massiven Anstieg an Rentnerinnen und Rentnern (Ü65) geben werde. Nicht unbegründet sei daher die Angst vor neuer Altersarmut und die Frage, wer all diese Personen finanziell unterstützen solle. Die häufige Vorstellung der steigenden Löhne bei sinkender gesetzlicher Rente sei falsch. Im Gegenteil: die Löhne würden zwar stärker steigen, die Rente jedoch auch, nur eben schwächer. Die Antwort also: „Nein, wir werden nicht in Altersarmut leben.

Prof. Axel Börsch-Supan wünscht sich, dass alle Hebel genutzt werden. Zu diesen gehöre die flexible Anpassung des Rentenalters („3 zu 2 zu 1“), allerdings nur bei steigender Lebenserwartung und Gesundheit. Drei Jahre mehr Lebenszeit würden demnach zwei Jahre mehr Arbeit und ein Jahr mehr Rente bedeuten. Die Erwerbsminderungsrente sollte gesichert sein, die Rentenformel müsse Generationengerechtigkeit erhalten und es müsse gezielte Maßnahmen gegen Altersarmut geben. Er fordert eine Versicherungspflicht nach Karenz und rät auch allen studentischen Mitarbeitern der Universität, eine Sozialversicherung abzuschließen.

Zu den großen Aufgaben im Zeitalter der Digitalisierung gehöre auch eine breite und lebenslange Ausbildung. Denn nur wer eine gute Ausbildung habe, bekomme eine Chance auf eine höhere Rente. Abschließend betont Prof. Börsch-Supan, dass „der Grips zwischen unseren Ohren unser Hauptrohstoff“ sei und mehr in die Zukunft investiert werden sollte. „Wir sind nicht spitze, doch es ist eine Frage der Mentalität und nicht eine Frage der Unmöglichkeit.“

Der vom SWR aufgenommene Vortrag wird unter www.tele-akademie.de voraussichtlich ab Mitte Mai 2020 zu sehen sein.

(Leonie Bolze)